MEIN ALLTAG MIT MS

Wie die MS deine sozialen Beziehungen stärken kann

Freundschaft mit MS

Ein Gastbeitrag von Samira Mousa
Zu behaupten, die Multiple Sklerose hätte auf Freundschaften und das Sozialleben keinerlei Einfluss, wäre sicherlich falsch. Wie bei jedem Schicksalsschlag, so hat auch die MS die Kraft, Freundschaften zu verändern. Manche können an den neuen Herausforderungen zerbrechen, andere wachsen noch enger zusammen. Doch wie kann die MS die Beziehungen zu deinen Freund:innen überhaupt beeinflussen?

Die MS, die Krankheit der tausend Gesichter und auch der tausend Symptome, kann ganz verschiedene Beschwerden bei dir verursachen. Von Empfindungsstörungen über Spastik, Blasenprobleme, Wortfindungsstörungen – und immer wieder: bleierne Müdigkeit. Dabei sind manche Symptome für Außenstehende gut sichtbar, etwa aufgrund eines unsicheren Ganges, andere sind für das Umfeld gar nicht erkennbar. Dazu gehören neben der chronischen Erschöpfung auch Schmerzen und Probleme beim Sehen, aber auch Lärmempfindlichkeit und Schluckbeschwerden oder Schwindel. Alles Symptome, die das Zusammensein mit mehreren Menschen in sozialen Situationen erschweren können. Und so verschieden all diese Symptome sind, so verschieden können sie auch deine Freundschaften beeinflussen.

„FREUNDSCHAFT MUSS NICHT PERFEKT SEIN. NUR ECHT.“

unbekannt

Die Balance in Gesprächen finden

Wichtig ist hier vor allem, dass du so offen mit den Menschen in deinem Umfeld sprichst, wie es sich für dich gut anfühlt. Dabei gilt: Du musst überhaupt nichts. Du musst dich nicht rechtfertigen, du musst keine Gründe angeben, wenn du mal wieder einen sozialen Termin absagst. Aber: Es kann helfen, das Umfeld ins Vertrauen zu ziehen und den Menschen, die dich lieben, zu erzählen, wie es dir geht. Ich selbst habe nach vielen Jahren mit der MS für mich verstanden, dass ich meinen Freund:innen am besten mit so viel Verständnis und Nachsicht begegne, wie ich mir das von ihnen wünsche. Aber ich weiß: Jede:r geht anders damit um, wenn die Menschen im privaten Umfeld Schwierigkeiten damit haben, zu verstehen, wie es einem mit der Multiplen Sklerose geht. Ich versuche, geduldig zu sein und immer wieder zu erklären, wie es mir geht und was ich gerade in dieser entsprechenden Situation brauche, da die Beschwerden nie ganz gleich sind. Außerdem achte ich darauf, dass in den Gesprächen, die ich mit meinen Freund:innen führe, eine gewisse Balance herrscht. Ich finde es wichtig, dass alle ungefähr gleich viel reden und zuhören. Das heißt: Auch wenn es mir gerade schlecht geht, habe ich ein offenes Ohr für meinen Freund oder meine Freundin. Und ich versuche, sie in ihren persönlichen Sorgen und Herausforderungen ernst zu nehmen, auch wenn mir meine Krankheit als das größere Problem erscheinen mag. Das ist der Anspruch, den ich an mich als gute Freundin habe und ich möchte auch selbst, dass mir so begegnet wird.

Die Spreu vom Weizen trennen?

Meiner Meinung nach ist niemandem damit geholfen, wenn wir unser Umfeld immer wieder dafür bestrafen, dass es nicht weiß, wie es mit uns umgehen soll. Ich frage mich: Wenn wir uns nicht die Zeit nehmen, ihnen zu erklären, was wir brauchen und was wir fühlen – wie sollen sie es dann wissen?

Fakt ist aber auch, dass ich natürlich nicht jeden Tag eine solche Geduld aufbringen kann. Und dass auch meine Geduld nach dem zehnten Mal erklären erschöpft ist. Sicherlich kennen viele von euch diesen Punkt, an dem man merkt: Gerade rede ich gegen eine Wand und meine Bedürfnisse, meine Wünsche, meine Sorgen prallen einfach ab. Dann ist es an der Zeit, dich ernsthaft zu fragen: Was gibt mir diese Freundschaft eigentlich noch? Ist diese Freundschaft ausgeglichen oder findet eigentlich nur die andere Person einen, ich aber keinen Platz in dieser Beziehung?

Ich sage immer, dass die MS die Spreu vom Weizen trennt, was Freundschaften angeht. Das heißt: Gute, stabile und rücksichtsvolle Freundschaften werden die Herausforderungen bestehen. Freundschaften, die vielleicht etwas oberflächlicher sind, die sich nur um Hobbies oder Aktivitäten gedreht haben, die du nun vielleicht nicht mehr machen kannst oder willst, die fasern aus und bestehen den Test der Zeit meistens nicht. Und weißt du was? Das ist okay! Du brauchst wirklich keine Leute in deinem Umfeld, denen nicht wichtig ist, wie es dir geht oder die nicht verstehen, dass du immer noch die oder der gleiche bist – und eben trotzdem einige Änderungen in deinem Leben, deiner Energie und deiner Gesundheit stattgefunden haben oder stattfinden werden.

Gemeinsam wachsen an den Herausforderungen

Du brauchst Leute, die dich zwar vermissen, die aber verstehen, wenn du schon wieder kurzfristig absagst. Es ist wie mit jeder guten Beziehung: Man muss gemeinsam wachsen können an den Herausforderungen. Es wird auch nicht immer alles nur leicht sein. Aber umso enger schweißt es einen mit den Liebsten zusammen, wenn man versteht, dass wahre Freundschaft mitwächst, sich verändern will und auch verändern muss, um lange bestehen zu bleiben.

Du hast verdient geliebt zu werden, einfach nur weil du du bist. Du musst dafür nichts leisten und keine Mindestansprüche erfüllen. Du kannst üben zu kommunizieren und zuzuhören, genauso wie deine Freunde und Freundinnen das tun können. Und dann wird die MS einfach nur ein weiteres Kapitel sein in dem Buch eurer Freundschaft. Eines, das ihr gemeinsam schreibt.

BLOGGERIN SAMIRA

LIVE-MEDITATION IM RAHMEN DER #SPÜRGENAUHIN-KAMPAGNE

Ich heiße Samira, blogge als “chronisch fabelhaft” und bin mit meinem Podcast und Instagram Account schon viele Jahre auf Social Media unterwegs, alles im Zeichen der Aufklärung rund um das Thema MS. Ich selbst bin seit 2013 an schubförmiger Multipler Sklerose erkrankt, lebe aber mittlerweile sehr gut mit der Krankheit. Ich bin nicht nur Autorin und Inhaberin einer Agentur – ich bin auch ausgebildete Yoga- und Meditationslehrerin,
weswegen mir die Themen Achtsamkeit und Resilienz besonders am Herzen liegen. Wenn du mehr Achtsamkeit in dein Leben bringen möchtest, dann schau dir unbedingt hier das Video meiner Live-Meditation im Rahmen der #spürgenauhin-Kampagne an.

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Disclaimer

Diese allgemeinen Informationen haben nicht die Absicht, eine Erkrankung zu diagnostizieren oder medizinisches Fachpersonal zu ersetzen. Um die beste Beratung für Ihre Krankheit sowie Antworten auf Ihre medizinischen Fragen zu erhalten, sollten Sie einen Mediziner konsultieren. Nur ein Arzt kann Ihre Lage vollumfänglich und angemessen einschätzen und entscheiden, welche Behandlungen erforderlich sind.